Gesundes Bauen mit Zukunft
VIERTE Folge: Interview mit Thomas Auer von Transsolar über
nachhaltige Materialien und thermischen Komfort
Klimagerechtes und nachhaltiges Bauen ist längst keine Vision mehr – es ist eine Notwendigkeit unserer Zeit. In der vierten Episode des Klimahouse Deutschland Podcasts sprechen wir mit Thomas Auer, Geschäftsführer von Transsolar und Professor an der TU München, über zukunftsweisende Materialien, thermischen Komfort und die Transformation des Bestands. Wie können Gebäude gesünder, nachhaltiger und gleichzeitig komfortabler gestaltet werden? Welche Materialien und Konzepte bieten Lösungen für die Zukunft?
In diesem spannenden Gespräch geht es nicht nur um innovative Baustoffe, sondern auch um praktische Lösungen für die Herausforderungen im Bereich des nachhaltigen Bauens.
🎧 Jetzt die Episode anhören: https://www.youtube.com/watch?v=k5tEsWRDCro
Thomas Auer: Vom zufälligen Praktikum zur nachhaltigen Bauvision
Thomas Auer hatte ursprünglich Verfahrenstechnik studiert und landete eher zufällig bei Transsolar als erster Praktikant des Unternehmens. Doch schnell wurde ihm klar, dass er hier eine echte Chance hatte, das Bauen grundlegend zu verändern. Heute ist er einer der führenden Experten im Bereich energieeffizienter Gebäudeentwicklung und arbeitet mit Architekten, Ingenieuren und Entwicklern an innovativen Konzepten für nachhaltige Gebäude.
„Ich hatte ursprünglich Verfahrenstechnik studiert und bin eher zufällig bei Transsolar gelandet – als erster Praktikant des Unternehmens. Doch schnell wurde mir klar, dass hier eine echte Chance liegt, das Bauen grundlegend zu verändern.“ – Thomas Auer
Transsolar ist international bekannt für seine integrativen Planungsprozesse, die Architektur mit energieeffizienten und umweltfreundlichen Lösungen verbinden.
Wie schaffen wir gesunde Gebäude? – Licht, Luft & Material als Schlüssel
Eine der zentralen Fragen in der Episode ist: Was macht Gebäude „gesund“? Für Thomas Auer sind es vor allem drei wesentliche Faktoren:
Natürliches Licht & Raumgestaltung
„Oftmals wird Licht in Innenräumen so optimiert, dass es normgerecht ist – aber nicht gesund. Wir brauchen mehr dynamische Lichtverhältnisse, statt gleichmäßiger Beleuchtung.“ Auer fordert eine Lichtgestaltung, die den Menschen animiert, sich häufiger draußen aufzuhalten und nicht nur künstliche Lichtquellen in Innenräumen zu optimieren.Thermischer Komfort durch passive Lösungen
„Unser Ziel sollte es sein, Gebäude so zu gestalten, dass sie ohne Klimaanlagen auskommen. Passive Kühlstrategien, natürliche Belüftung und smarte Materialwahl sind dabei essenziell.“ Lösungen wie Lehmwände, Wintergärten und natürliche Luftzirkulation sind Beispiele, wie thermischer Komfort ohne energieintensive Technik erreicht werden kann.
Innovative Materialien: Lehm, Holz & die richtige Mischung
„Ich bin ein großer Fan von Lehm – es ist ein nachhaltiges Material mit hervorragenden Eigenschaften in Bezug auf Feuchtigkeitsregulierung und Wärmespeicherung.“ – Thomas Auer
Welche Materialien verändern das Bauen?
- Lehm: Hohe Feuchtigkeitsregulierung & angenehme Haptik
- Holz: Ideal für leichte Konstruktionen mit hoher CO₂-Bilanz
- Beton?: „Wir werden mineralische Baustoffe weiterhin brauchen, aber sinnvoll eingesetzt – nicht als Flachdecke mit zu viel Stahl und Materialverschwendung.“
Auer betont, dass Innovation nicht nur im Material selbst liegt, sondern in der richtigen Kombination der Materialien. „Es geht nicht um das eine Wundermaterial, sondern um die Synthese verschiedener Materialien, um Komfort und Nachhaltigkeit intelligent zu vereinen.“
Leuchtturmprojekte & die Herausforderung der Skalierung
Das Alnatura-Gebäude in Darmstadt ist ein Vorzeigeprojekt für nachhaltiges Bauen mit Lehmwänden, Holzbauweise und natürlicher Belichtung. „Es zeigt, wie Gebäudenutzung, Materialität und Form perfekt zusammenspielen können. Die Herausforderung ist aber, solche Lösungen in die Breite zu bringen.“
Warum gelingt nachhaltiges Bauen nicht überall?
- Noch zu viel Fokus auf individuelle High-End-Projekte
- Fehlende industrielle Vorfertigung für nachhaltige Baustoffe
- Trennung zwischen Planung und Handwerk hemmt Innovationsprozesse
Wie wird nachhaltiges Bauen zum Standard?
Drei Schlüsselstrategien laut Thomas Auer:
- Mehr Vorfertigung & Standardisierung: „Lehm kann nur in die Breite kommen, wenn wir ihn industriell vorfertigen und in größere Bauprozesse integrieren.“
- Kooperation zwischen Planung & Handwerk: „Handwerker haben das Wissen, wie es funktioniert – wir müssen sie frühzeitig in den Planungsprozess einbinden.“
- Zurückhaltendere Architektur: „Wir müssen weg von den vollverglasten Palästen und uns auf intelligente, einfache Bauweisen konzentrieren.“
Sein Appell: „Wir können nicht immer das Gleiche tun und erwarten, dass plötzlich andere Ergebnisse herauskommen.“
Die Zukunft: Bestehendes transformieren statt neu bauen
„Mich fasziniert nicht das neueste futuristische Gebäude, sondern die Transformation des Banalen. Wie können wir bestehende Gebäude aus den 60er, 70er oder 80er Jahren nachhaltig sanieren, anstatt ständig neu zu bauen?“ Auer sieht in der Kreislaufwirtschaft, Sanierung und materialeffizienter Planung die entscheidenden Themen für die Zukunft.
Fazit: Nachhaltiges Bauen braucht neue Prozesse & mehr Mut
Was können wir aus dem Gespräch mitnehmen?
- Nachhaltiges Bauen beginnt mit der richtigen Kombination aus Materialien & Architektur
- Gebäude müssen gesunde Licht-, Luft- und Temperaturbedingungen schaffen
- Vorfertigung & enge Kooperation mit dem Handwerk sind essenziell für den Wandel
- Statt neue „grüne“ High-Tech-Gebäude zu bauen, sollten wir bestehende Bauten nachhaltig transformieren
🎧 Jetzt reinhören und mehr über die Zukunft des nachhaltigen Bauens erfahren!
Hier geht’s zur Podcast-Folge mit Thomas Auer: https://www.youtube.com/watch?v=k5tEsWRDCro